Einfluss der Tiefen Hirnstimulation auf die Fahrtauglichkeit im Fahrsimulator bei Patienten mit Morbus Parkinson

Authors: Maintz, L. (2014)

Hintergrund
Die Hauptbeschwerden bei der Parkinsonschen Erkrankung sind die motorischen Symptome, wie das Zittern und die Muskelsteifheit. Ursache hierfür ist der Dopaminmangel im Gehirn. Mit der Entdeckung des L-Dopa konnte Parkinson-Patienten ein hohes Maß an Lebensqualität zurückgegeben werden. Doch bei der medikamentösen Langzeitbehandlung werden Therapieerfolge durch vermehrte Nebenwirkungen wie Fluktuationen, Dyskinesien und Dystonien begrenzt. Die operative Behandlung stellt hier eine effektive Ergänzung oder Alternative dar. In vielen Fällen kann durch eine Tiefe Hirnstimulation eine entscheidende und anhaltende Besserung der Symptome erreicht werden, die für den Patienten eine starke Einschränkung seiner täglichen Aktivitäten darstellen.

Studie

Lebensqualität in Form von Selbständigkeit und Unabhängigkeit beinhaltet für viele auch die Möglichkeit, Autofahren zu können. Die Neurologische Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hat im Rahmen einer Studie bei Parkinson-Patienten die Auswirkungen der Tiefen Hirnstimulation auf die Fahrtauglichkeit untersucht. Neben einfachen motorischen Fähigkeiten sollten so kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Konzentrationsvermögen, Anpassungsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit gemessen werden.

Untersuchungsdesign

Hierfür sind die Probanden in einem Fahrsimulator unter Einfluss der Hirnstimulation eine vorab definierte Strecke gefahren. Bei der zweiten Fahrt wurde die Stimulation ausgeschaltet, um den Effekt der Stimulation auf das Fahrverhalten zu untersuchen. Der dritte Schritt sollte Aufschlüsse über die möglichen Unterschiede der Fähigkeiten der Probanden bei Stimulation im Gegensatz zur reinen Medikation geben. Dafür blieb bei der dritten Messung die Stimulation ausgeschaltet und es wurde eine individuell bestimmte Mente an L-Dopa verabreicht.

Datenauswertung
Die Datenaufzeichnung und -auswertung erfolgte mit der Software Mangold INTERACT. In INTERACT wurden das Fahrverhalten aufgrund von Videoaufzeichnungen analysiert und die Fehler kodiert. Das Programm-Modul DataView diente dabei zur graphischen Darstellung der aufgezeichneten Daten des Fahrsimulators. So konnten z.B. Gas- oder Bremssignale synchron zur aufgezeichneten Videodatei analysiert werden.

Fazit

Die Studie erlaubt erstmals einen Einblick in die Auswirkung der Tiefen Hirnstimulation auf die Fertigkeiten von Parkinson-Patienten beim Führen eines Kraftfahrzeugs. Zusätzlich ermöglicht diese Studie einen Vergleich der Fahrkompetenz unter THS im Gegensatz zum Einfluss unter L-Dopa. Als wichtigste Erkenntnis geht hervor, dass die Probanden unter STN-Stimulation ein deutlich besseres Fahrverhalten zeigten als nach der Gabe von L-Dopa. Da sich unter beiden therapeutischen Maßnahmen die Höhe der Punktezahl in der UPDRS nicht signifikant unterschied, ist davon auszugehen, dass die überlegene Fahrleistung nicht durch eine reine Verbesserung der Motorik, sondern möglicherweise durch Vorteile der THS auf nicht-motorische fahrrelevante Fähigkeiten zurückzuführen ist.

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