Rückenlage oder Seitenlage?

Die „Neonatal Research Group Dresden“ am Universitätsklinikum Dresden führte eine umfangreiche videogestützte Studie durch, um die Vor- und Nachteile von Rückenlage und Seitenlage zu analysieren.

Die Erstversorgung von Neugeborenen im Kreißsaal orientiert sich an den jeweils aktuellen Empfehlungen. Doch zur optimalen Lagerung fehlen bisher entsprechende Untersuchungen. 

Untersuchungsdesign 
187 Erstversorgungen von Neugeborenen mittels Video aufgezeichnet und mit der Software Mangold INTERACT analysiert. Dabei wurde ausgewertet, wie häufig Kinder im Rahmen der klinischen Routine in Seitenlage bzw. in Rückenlage versorgt und welche Interventionen in dieser Position verabreicht wurden. Außerdem wurden die Vitalparameter sowie das Wohlbefinden der Kinder in beiden Positionen verglichen.

Ergebnisse
Bei 91 Kindern erfolgte die Versorgung überwiegend (d.h. > 70% der Zeit) in Rückenlage und bei 63 Kindern auf der Seite. In Seitenlage waren die Kinder signifikant weniger aufgeregt als in Rückenlage. CPAP wurde fast ausschließlich (98%) bei Kindern in Rückenlage appliziert. Eine Stimulation war bei den Kindern in Seitenlage signifikant weniger häufig notwendig als in Rückenlage. Hinsichtlich der besseren Sauerstoffversorgung war ein Trend hin zu den in Seitenlage positionierten Babys zu beobachten. Dabei wiesen „linksseitige“ Kinder deutlich höhere Sättigungswerte als „rechtsseitige“ Kinder auf.

Diskussion
Eine Versorgung der Neugeborenen ist in Seitenlage gut möglich, auch medizinische Interventionen können appliziert werden. Der niedrigere Aufregungsscore zeigt, dass die Seitenlage für die Kinder deutlich angenehmer ist. Außerdem benötigten die Kinder in Seitenlage weniger Stimulationen, wobei Ursache und Wirkung nicht klar zu unterscheiden sind. Die Vitalparameter zeigen keine deutlichen Unterschiede zwischen beiden Lagen, so dass die Seitenlage mit keinen Nachteilen verbunden zu sein scheint.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Vor- bzw. Nachteile der jeweiligen Lagerung weiterhin systematisch untersucht werden müssen, bevor entsprechende Empfehlungen in den Reanimationsrichtlinien gegeben werden können. Die Videoanalyse kann hier ein wertvolles Instrument sein. Das Universitätsklinikum Dresden nutzt Videoanalyse im Bereich des Kreissaal-Managements seit langer Zeit. Ziel ist es, Daten über aktuelle Verfahren zu sammeln und neue vielversprechende Ansätze zu erforschen.

Download Studie